KOOR van de DOM van KALININGRAD

Die vergessenen Kinder

25.01.2010

Kaliningrad.

Es sind keine großen Buchen, keine Eichen, die da, wo alles grau ist, Blätterdächer schützend über die Wirklichkeit legen könnten. Nein, es ist viel kleiner, ein Apfelbäumchen, auf russisch „Jablonka“, das diese Funktion übernimmt. Da, wo der Boom Kaliningrads nicht angekommen und die Tristesse so offenbar ist, steht „Jablonka“: ein Rehabilitationszentrum für die Straßenkinder Kaliningrads.

17 Container machen diesen Ort zu einer Insel, aneinander gereiht, darunter vierSchlafcontainer und zwei Sanitärcontainer, um mehr Platz zu schaffen – für die vergessenen Geschöpfe Kaliningrads. 12 Betten stehen dort, Platz muss jedoch für weit mehr sein. Denn: „Die Zahl der Kinder wächst seit Beginn der Krise”, sagt Sergej Kiwjenko, Leiter von „Jablonka”.

Betritt man diese Container-Landschaft, nimmt einem die trockene Hitze der Heizstrahler die Luft. „Es ist feucht hier, das Dach verfault teilweise“, sagt Sergej Kiwjenko, während er nach oben schaut. Und er erzählt davon, wie schwierig die Arbeit ist, vor Ort, in der russischen Exklave, unweit der Stadtmitte, wo die Einkaufszentren längst westlichen Glanz gebracht haben.

Im Jahr 2008 habe die Stadtverwaltung von Kaliningrad sämtliche Zuschüsse für das „Apfelbäumchen“ gestrichen, berichtet Kiwjenko. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass „die Stadt und Christen“ das Projekt starteten: Die Diakonie Greifswald gründete „Jablonka” 1996.

Und doch, es geht irgendwie. Spenden, vor allem aus Deutschland, geben den Kindern eine Zukunft. Zu verdanken ist dies vor allem dem Verein Königsberghilfe Bonn. Die Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad unterhält die Anlaufstelle für Straßenkinder. „Es ist eben keine orthodoxe Einrichtung, das macht die Lage schwierig.“

Und während Sergej von all den Widrigkeiten erzählt, ist es dieses Bild der beiden kleinen Menschen, Leo und Roman, das berührt: Vordemflackernden Fernseher sitzen sie mit großen Augen, denken sich weit weg in eine heile Trickfilmwelt. Zur gleichen Zeit leben andere Kinder der Straße unter dieser: Der Gullyschacht ist Tür zur Wohnung, der Kanal der Fernheizung das steinerne Dach über dem Kopf.

Am Wochenende werden Roman und Leo ihre Eltern sehen. Und da haben sie noch Glück. Denn: „Manchmal ziehen die Eltern auch weg und lassen ihre Kinder zurück“, weiß Kiwjenko. „Es ist nicht einfach, manche Kinder brauchen mehr Aufmerksamkeit.” Acht Mitarbeiter, darunter ein Arzt und drei Pädagogen sorgen für eben jene Aufmerksamkeit, die die Straßenkinder von Kaliningrad so dringend brauchen, die sie wieder ins Leben zurückbringt: „Etwa 40 Prozent der Kinder, die bei uns leben, kehren wieder in ihre Familien zurück, die anderen Kinder gehen entweder ins Heim oder werden adoptiert.“


















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